There'll Be a Hot Time in the Town of Berlin
Titel
There'll Be a Hot Time in the Town of Berlin
Text & Musik
Musik von Joe Bushkin, Text von John DeVries (1943)
Main Event Infos
- Geschichte
- Übersetzung
- Diskographie
Der Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg 1941 nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour hinterließ bald auch im Bereich von Showbusiness und Musik deutliche Spuren: Zum einen dadurch, daß auch viele Stars der Branche jetzt zum Militär gingen (siehe Glenn Miller), dann durch die zahlreichen speziellen Radioprogramme („War Bond Programmes“ und andere), in denen zahlreiche namhafte Künstler für Kriegsanleihen warben, und natürlich auch durch die Musik selbst, in der zum Beispiel romantische Balladen die Sehnsüchte der Soldaten im Felde ebenso wie die der daheimgebliebenen Frauen und Partner bedienten – besonders Sinatra hatte unter anderem auch deswegen mit seinen frühen Aufnahmen solch einen großen Erfolg; als deutsches Pendant kann man etwa Lale Andersens „Lili Marleen“ erwähnen.
Zum „Krieg im Äther“ gehörten aber auch spezielle Propaganda-Lieder, die von bekannten Komponisten des American Songbook geschrieben und von den populären Radiostars dargeboten wurden – zumeist waren sie allerdings weit weniger blutrünstig als die entsprechenden Nazi-Lieder in Deutschland (das unsägliche „Bomben auf Engeland“ sei stellvertretend erwähnt).
Ein Beispiel dafür das Lied „There’ll Be A Hot Time In The Town Of Berlin“. John DeVries (1915-1992) und Joe Bushkin (1916-2004) schrieben es im Frühjahr 1943 für die „Treasury Star Parade“, eine von mehreren Kriegsanleihen-Shows des amerikanischen Armeesenders AFRS (American Forces Radio Service), und Sinatra sollte die Aufgabe zufallen, das Lied im Rahmen der Show erstmals vorzustellen. Mit beiden hatte Frank Sinatra schon zuvor bei Dorsey zusammengearbeitet; sie hatten seinen Dorsey-Hit „Oh! Look At Me Now“ komponiert, und Bushkin war überdies in der Zeit Dorseys regulärer Pianist gewesen. Später bei Capitol schrieben die beiden für Sinatra noch „Something Wonderful Happens In Summer“ (1957). Bushkin machte sich zudem als Jazzpianist von Weltrang auch einen eigenen Namen und begleitete überdies Stars wie Bing Crosby bei ihren Tourneen (Bing z.B. bei seinen letzten Auftritten 1976/77).
Am 12. April 1943 war Sinatra dann mit dem Stück bei der „Treasury Star Parade“ erstmals zu hören (= Version #1). Das Arrangement stammte von Axel Stordahl, musikalisch begleitet wurde Sinatra bei dem flotten Swinger vom „Treasury Star Ensemble“ unter der Leitung von David Broekman. Die Aufnahme hatte Sinatra zuvor an einem (bislang) unbekannten Datum im Studio eingespielt. In den folgenden Monaten wurde sein Spot dann regelmäßig in aller Welt ausgestrahlt.
Solch ein Lied eignete sich natürlich auch bestens für das „V(ictory)-Disc“-Programm der amerikanischen Streitkräfte, also spezielle Singles, die ausschließlich für US-Armeeangehörige produziert wurden, in zwei getrennten Serien für die Landstreitkräfte und die Marine. Dafür wurden oft spezielle Studioaufnahmen oder aber Mitschnitte aus Radioshows oder Proben für Radioshows verwendet – bei Sinatra und „There’ll Be A Hot Time...“ war es eine Probe für die letzte Ausgabe seiner regelmäßigen „Broadway-Bandbox“-Show im Oktober 1943, die für zwei V-Discs Verwendung fand und jetzt auch auf CD von Columbia/Legacy verfügbar ist (=Version #2).
Neben speziellen Radioshows und den V-Discs gab es natürlich aus Hollywood auch spezielle „Kurzfilme“ nach ähnlichem Strickmuster – im Frühjahr 1944 plante Warner Bros. einen solchen Streifen unter dem Titel „The Shining Future“, und wiederum sollte neben anderen Stars wie Bing Crosby, James Cagney oder Cary Grant auch Frank Sinatra mit von der Partie sein. Anfang März 1944 spielte er dafür eine dritte offizielle Aufnahme des Liedes im Studio ein (=Version #3), wieder zum Arrangement von Stordahl, zusammen mit einem Filmorchester unter der Leitung von Leo Forbstein. Regie führte LeRoy Prince.
Als der Streifen ein paar Monate später unter dem geänderten Titel „The Road To Victory“ dann in die amerikanischen Kinos kam, war Sinatras Auftritt allerdings zwischenzeitlich der Schere zum Opfer gefallen; er hat sich nur in seltenen Workprints außerhalb der USA erhalten. Seine Aufnahme ist aber jetzt auf dem großen Soundtrack-Set von Reprise/Turner zu hören (Details siehe wie immer unten in der Diskographie).
Besondere Prägnanz erhielt Sinatras nächste Radiodarbietung des Songs in seiner eigenen Show „The Frank Sinatra Programme“ (CBS/Vimms): Es war der 7. Juni 1944, gerade hatte Operation „D-Day“, die alliierte Invasion in der Normandie, begonnen – Sinatra machte dazu gleich zu Beginn der Show eine besondere Ansage an sein Publikum („...these are historic hours!“...), um dann eben mit „There’ll Be A Hot Time...“ zu eröffnen (=Version #4): Der dort besungene „Marsch auf Berlin“ hatte an diesem Tag endgültig begonnen.
In den folgenden Monaten brachte Sinatra das Lied noch mehrmals im Rahmen seiner eigenen Radioshow zu Gehör (=Versionen #5, #6, #7 und #8), einmal auch begleitet von den Vimms Vocalists, ansonsten stets solo. Und als er es im April 1945 ein letztes Mal vortrug (= Version #9), hatten die Alliierten Berlin bereits eingeschlossen.
Lieder wie dieses hatten damals natürlich einen – im wahrsten Sinne des Wortes – todernsten Hintergrund; doch mag es erlaubt sein, heute nach 60 Jahren auch ein wenig darüber zu schmunzeln, wozu die recht witzigen Zeilen gerade in diesem Stück hier reichlich Anlaß geben. Wer weiß im übrigen heute schon noch, daß es ein Sinatra-Lied gibt, in dem Adolf Hitler und „Heil!“ vorkommen? Ironischerweise ist es das einzige Lied in Sinatras Repertoire geblieben, in dem es dezidiert um Deutschland geht... und eine weitere Ironie der Geschichte ist natürlich, daß es den dort besungenen Einmarsch der Amerikaner in Berlin so gar nicht gegeben hat, weil man bekanntlich aus diplomatischen Gründen der Roten Armee den Vortritt ließ.
Sinatra selbst „eroberte“ Berlin schließlich erst im Juni 1993, bei seinem ersten und einzigen dortigen Konzertauftritt in der Deutschlandhalle (1975 war ein dort geplantes Konzert kurzfristig abgesagt worden, nachdem sein Dirigent Don Costa schwer erkrankt war). Doch da hatte sich „The Voice“ in den Jahrzehnten zuvor mit seinen Platten und Shows natürlich längst auch in Berlin in die Herzen seiner Fans gesungen. Vielleicht nicht unbedingt mit Liedern wie diesem, aber auch solche Stücke gehören zu dem, was wir als „Sinatra Songbook“ kennen und lieben.
© Bernhard Vogel für Sinatra – The Main Event, 2006
(Sinatra hat den Text häufiger variiert, hier nur die wichtigsten Varianten in der Übersetzung)
Es wird einen heißen Tanz geben in Berlin,
wenn die Jungs (die Yanks) einmarschieren:
Da wär’ ich gerne dabei, Mann,
und würde etwas Freude verbreiten,
wenn sie das alte Berlin einnehmen!
Es wird eine heißen Tanz geben in Berlin,
wenn die kämpfenden Jungs (die Jungs aus Brooklyn) damit anfangen,
den ganzen Ort auseinanderzunehmen
und niederzureißen,
wenn sie das alte Berlin einnehmen!
Sie werden etwas Unruhe stiften
und denen mal zeigen,
wie wir daheim in Cocamo auf die Pauke hauen!
Sie werden einen Marsch machen
durch Hitlers Reich,
und dieses “Heil!” in “Was Du nicht sagst, Joe!” verwandeln.
Es wird einen heißen Tanz geben in Berlin,
wenn die Jungs (Yanks) einmarschieren,
mit Leben auf dem Bauernhof wird man sie nicht mehr zufriedenstellen können,
wenn sie erstmal Berlin eingenommen haben.
Sie werden etwas Unruhe stiften
und (es) denen mal zeigen,
wie wir daheim in Michigan auf die Pauke hauen!
(wie sie von Berlin bis Tokio nerven!)
Sie werden einen Marsch machen
durch Hitlers Reich,
und sein “Heil!” in “Laß die Hosen runter!” (“Was Du nicht sagst, Joe!”) verwandeln.
Es wird einen heißen Tanz geben in Berlin,
wenn die Jungs (Yanks) einmarschieren,
klar ist, mit Leben auf dem Bauernhof wird man sie nicht mehr zufriedenstellen können,
wenn sie erstmal Berlin eingenommen haben!
Übersetzung: © Bernhard Vogel für Sinatra – The Main Event, 2006
(1) „The Treasury Star Parade“ #180 (AFRS Radio) vom 12.4.1943
(= Zweitausstrahlung als „The Treasury Star Parade“ #307 vom 17.12.1943)
zuvor aufgenommen im Frühjahr 1943 (Aufnahmeort und -datum nicht dokumentiert)
Arrangement: Axel Stordahl
Orchester geleitet von David Broekman
CD: The Unheard Frank Sinatra Vol.4 (VintageJazzClassics)
(2) „The Broadway Bandbox“ (CBS Radio/sustaining) Probe vom 17.10.1943
aufgenommen in New York City, CBS Playhouse
Arrangement: Axel Stordahl
Orchester Raymond Scott geleitet von Axel Stordahl:
unter anderem: Artie Baker (Klarinette)
Erstveröffentlichung-V-Disc: I Only Have Eyes For You/Kiss Me Again/There’ll Be A Hot Time... (Army 72) (erschienen 1943)
V-Disc: Nancy/Kiss Me Again/There’ll Be A Hot Time... (Navy 103) (erschienen 1943)
CD: The V-Discs (2-CD-Set, Columbia/Legacy) CD 1 (erschienen 15.11.1994)
(3) WARNER-Studioaufnahme vom 4.3.1944 [Soundtrack „The Shining Future“]
aufgenommen in Hollywood, Warner Studios
Arrangement: Axel Stordahl
Orchester geleitet von Leo Forbstein
CD: Frank Sinatra In Hollywood (6-CD-Box, Reprise/Turner) CD 1 (erschienen 4.6.2002)
(4) „The Frank Sinatra Programme“ (CBS Radio/Vimms Vitamins) vom 7.6.1944
aufgenommen in Hollywood, Vine Street Theatre
Arrangement: Axel Stordahl
Orchester geleitet von Axel Stordahl
CD: The Unheard Frank Sinatra Vol.2 (VintageJazzClassics)
(5) „Frank Sinatra In Person“ (CBS Radio/Vimms Vitamins) vom 16.8.1944
aufgenommen in Hollywood
Arrangement: Axel Stordahl
Vokalbegleitung: The Vimms Vocalists
Orchester geleitet von Axel Stordahl
CD: Portraits From The Past (Bravura)
(6) „Frank Sinatra In Person“ (CBS Radio/Vimms Vitamins) vom 27.9.1944
aufgenommen in New York City, CBS Playhouse
Arrangement: Axel Stordahl
Orchester geleitet von Axel Stordahl
(7) „Frank Sinatra In Person“ (CBS Radio/Vimms Vitamins) vom 1.11.1944
aufgenommen in New York City, CBS Playhouse
Arrangement: Axel Stordahl
Orchester geleitet von Axel Stordahl
(8) „Frank Sinatra In Person“ (CBS Radio/Vimms Vitamins) vom 20.11.1944
aufgenommen in New York City, CBS Playhouse
Arrangement: Axel Stordahl
Orchester geleitet von Axel Stordahl
(9) „The Frank Sinatra Show“ (CBS Radio/Max Factor Cosmetics) vom 18.4.1945
aufgenommen in Hollywood
Arrangement: Axel Stordahl
Orchester geleitet von Axel Stordahl
Main Event Infos (English version)
The United States' involvement in World War II, which began in 1941 following the Japanese attack on Pearl Harbor, had a profound impact on the entertainment and music industries. This was evident in several ways: many industry stars enlisted in the military, including Glenn Miller; numerous special radio programs, such as "War Bond Programs", featured well-known artists promoting war bonds; and the music itself reflected the times, with romantic ballads resonating with both soldiers on the front lines and their partners back home. This is partly why Frank Sinatra's early recordings were so successful. A German counterpart to this trend was Lale Andersen's "Lili Marleen".
The "war on the airwaves" also featured propaganda songs penned by renowned composers of the American Songbook and performed by popular radio personalities. These songs were generally less aggressive than their Nazi counterparts in Germany, with the notorious "Bombs on England" serving as a prime example.
One such song was "There'll Be A Hot Time In The Town Of Berlin", written by John DeVries (1915-1992) and Joe Bushkin (1916-2004) in the spring of 1943 for the "Treasury Star Parade". This was one of several war bond shows broadcast on the American Forces Radio Service (AFRS), and Sinatra was chosen to debut the song. Sinatra had previously collaborated with both DeVries and Bushkin at Dorsey; they had written his Dorsey hit "Oh! Look At Me Now", and Bushkin had also been Dorsey's regular pianist. Later, at Capitol, the duo wrote "Something Wonderful Happens In Summer" (1957) for Sinatra. Bushkin, a world-class jazz pianist, also accompanied stars like Bing Crosby on their tours.
Sinatra first performed "There'll Be A Hot Time In The Town Of Berlin" on the "Treasury Star Parade" on April 12, 1943. The arrangement was by Axel Stordahl, and Sinatra was musically accompanied by the "Treasury Star Ensemble", led by David Broekman. Sinatra had previously recorded the song in the studio on an unknown date, and his performance was regularly broadcast worldwide in the following months.
The song was also well-suited for the American armed forces' "V(ictory)-Disc" program, which produced special singles exclusively for US military personnel. These were often based on special studio recordings or recordings from radio shows or rehearsals. In Sinatra's case, a rehearsal for the final edition of his regular "Broadway Bandbox" show in October 1943 was used for two V-Discs. This version of "There'll Be A Hot Time..." is now available on CD from Columbia/Legacy.
In addition to special radio shows and V-Discs, Hollywood also produced unique "short films" during the same period. In the spring of 1944, Warner Bros. planned a film titled "The Shining Future", with Frank Sinatra slated to join the cast alongside other stars such as Bing Crosby, James Cagney, and Cary Grant. Sinatra recorded a third official version of the song in early March 1944, arranged by Stordahl and accompanied by a film orchestra under the direction of Leo Forbstein. The film was directed by LeRoy Prince.
When the film was later released in American theaters under the revised title "The Road To Victory", Sinatra's part had been edited out. His performance survives only in rare workprints found outside the U.S. His recording can now be heard on the extensive soundtrack set from Reprise/Turner.
Sinatra's subsequent radio performance of the song on his own show, "The Frank Sinatra Programme" (CBS/Vimms), was particularly notable. It was June 7, 1944, the day Operation "D-Day", the Allied invasion of Normandy, began. Sinatra made a special announcement to his audience at the start of the show, declaring, "...these are historic hours!", before launching into "There'll Be A Hot Time...". The song's lyrics about the "March on Berlin" had become a reality that day.
Over the following months, Sinatra performed the song several more times on his own radio show, once with the Vimms Vocalists and otherwise solo. When he performed it for the last time in April 1945, the Allies had already encircled Berlin.
Songs like this one had a gravely serious context at the time. However, 60 years later, it might be acceptable to find some humor in the song's rather amusing lines. Few people today know that there is a Sinatra song in which Adolf Hitler and "Heil!" are mentioned. Ironically, it remains the only song in Sinatra's repertoire that explicitly references Germany. Another historical irony is that the American invasion of Berlin, as sung about in the song, never actually occurred due to diplomatic reasons that allowed the Red Army to go first.
Sinatra himself finally "conquered" Berlin in June 1993, during his first and only concert appearance there in the Deutschlandhalle. A concert planned there in 1975 had been cancelled at short notice after his conductor, Don Costa, fell seriously ill. But in the decades prior, “The Voice” had certainly sung his way into the hearts of his fans in Berlin with his records and shows. While songs like this one may not have been the most popular, they are still part of what we know and love as the “Sinatra Songbook.”
© Bernhard Vogel for Sinatra – The Main Event, 2006