Wave

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Text & Musik

Musik und Text von Antonio Carlos Jobim (1967)

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Die brasilianische Musiklegende Antonio Carlos Jobim (1927-1994) braucht man an dieser Stelle kaum groß vorzustellen, denn spätestens seit sein Bossa Nova Anfang der Sechziger Jahre durch nicht minder geniale Musiker wie Charlie Byrd und Stan Getz auch in Nordamerika bekannt geworden war, ist sein Name bei Jazzfreunden weltweit ein Begriff. Und für Sinatra-Freunde gilt das natürlich ganz besonders, nachdem The Voice 1967 bei Reprise mit seinem von Claus Ogerman arrangierten gemeinsamen Album mit Jobim eine der musikalisch besten Platten seiner gesamten Karriere (und mit „The Girl From Ipanema“ nebenbei einen weiteren Evergreen) produziert hat.

Wenige Monate nach den Sessions mit Sinatra nahm Tom Jobim im Mai und Juni 1967 in einem New Yorker Studio eines seiner berühmtesten Alben auf, das den Titel „Wave“ trug und ausschließlich aus Eigenkompositionen Jobims bestand, die wiederum von Claus Ogerman arrangiert waren. Das Album darf heute als wichtiger Meilenstein in der Geschichte des lateinamerikanischen Jazz gelten – schon bei seinem Erscheinen 1968 (auf dem Label CTI) wurde es ein Welterfolg und untermauerte mit Stücken wie dem Titelsong, „Triste“ oder „Antigua“ die herausragende Stellung Jobims in diesem Genre. Selbst das in schlichten Farben gehaltene Cover (die Silhouette einer Giraffe am Strand vor – je nach Ausgabe – rötlichem oder grünlichem Himmel) sollte noch stilbildend für weitere Veröffentlichungen wirken und ist eines der bekanntesten LP-Cover überhaupt geworden (Abbildung, Trackliste und Besetzung auf Jobims offizieller brasilianischer Homepage gibt’s hier: http://www.jobim.com.br/dischist/wave/wave.html ).

Nachdem Frank Sinatra im Sommer und Herbst 1968 mit „Cycles“ und dann Ende Dezember mit „My Way“ ein Album und eine neue Single mit „zeitgenössischem“ Material eingespielt hatte, wollte er sich als nächstes wieder einer anderen Musiksparte zuwenden und den schon länger gehegten Plan eines zweiten Jobim-Albums umsetzen, nachdem das erste (1967) so erfolgreich gewesen war. An drei Abenden (11.-13.Februar 1969) spielte er zusammen mit Tom Jobim zehn Lieder im Studio ein, darunter mit „Triste“ und dem Titelsong auch zwei Stücke aus dem „Wave“-Album. „Wave“ selbst entstand gleich bei der ersten der drei Sessions bei Western Recorders in Hollywood, im Duett mit Jobim selbst an der Gitarre.

Für das Begleitorchester stützte sich Sinatra weitgehend auf seine bewährten Studiomusiker, und als Orchesterleiter verpflichtete er Morris Stoloff (1897-1980), mit dem er schon in den frühen Vierziger Jahren für diverse Filmsoundtrackaufnahmen und bei einer Reihe von Konzerten in der „Hollywood Bowl“ zusammengearbeitet hatte. Anfang der Sechziger Jahre holte Sinatra den von Leopold Auer klassisch ausgebildeten Geiger, der von 1936 an 25 Jahre als „musical director“ für die Columbia-Filmstudios gearbeitet und dreimal den Oscar für den besten Filmsoundtrack gewonnen hatte, zu seinem neuen Label Reprise Records, wo Stoloff das große von Sinatra produzierte 4-LP-Set „Reprise Musical Repertory Theatre“ (1963) als Dirigent begleitet hatte. Die Aufnahmen mit Jobim im Februar 1969 sollten dann ihre letzte gemeinsame Arbeit sein.

Für die Arrangements hingegen wählte Sinatra „Neuland“,nämlich den jungen brasilianischen Nachwuchsmusiker Eumir Deodato Almeida (*1942). Deodato stammte aus Rio de Janeiro, war aber italienischer Abstammung (ein Großneffe des berühmten Enrico Caruso) und hatte schon seit den frühen Sechziger Jahren selbst Alben mit Jobim-Songs aufgenommen, darunter sein Debüt „Inútil Paisagem“ („If You Never Come To Me“). Seine jetzige Arbeit mit Sinatra war aber seine letzte Beschäftigung mit dem Bossa Nova; seither ist Deodato in vielen anderen Sparten erfolgreich, gewann zum Beispiel 1974 einen Grammy für eine Funk-Bearbeitung von Richard Strauss‘ “Also sprach Zarathustra“ und arbeitete seit den Siebziger Jahren unter anderem für die erfolgreichen Popgruppen Kool and The Gang und Earth, Wind And Fire, zuletzt in den Neunziger Jahren auch für Künstler wie Björk.

Zwei Wochen, nachdem die 10 Jobim-Songs im Kasten waren, änderte Sinatra aber seine Pläne und entschloß sich, nun doch zunächst ein weiteres „zeitgenössisches“ Album bei Reprise herauszubringen, gruppiert um seine Single „My Way“, die mit (wenngleich zunächst nur mäßigem) Erfolg inzwischen den Charts gelandet war, und die Veröffentlichung des Jobim-Albums wurde verschoben. Erst nachdem Sinatra mit „A Man Alone“ (März 1969) und „Watertown“ (Sommer & Herbst 1969) zwei weitere neue Alben für Reprise eingespielt hatte, wurde die Veröffentlichung des zweiten Jobim-Albums für den Januar 1970 terminiert – aber in allerletzter Sekunde wieder abgeblasen.

So kam „Wave“ schließlich, gemeinsam mit sechs weiteren der neuen Jobim-Aufnahmen, erst im März 1971 auf der ersten Seite des Sampler-Albums „Sinatra & Company“ erstmals heraus, Sinatras letzter Plattenveröffentlichung vor dem Retirement. Auf das Lied selbst ist Sinatra seit der Studioaufnahme vom Februar 1969 nicht mehr zurückgekommen.

„Wave“ gehört allerdings zu den vergleichsweise wenigen eigenen Aufnahmen, über die sich der in dieser Hinsicht ansonsten eher zurückhaltende Sinatra selbst öffentlich geäußert hat: Seiner Ansicht nach war „Wave“ die „in technischer Hinsicht eine der besten Studioaufnahmen, die ich jemals gemacht habe“. Damit meinte er wohl auch das Engineering und die ganze Produktion, und weniger die Tatsache, daß er hier (nämlich in der Zeile ...“whenever two can dream a dream together“) mit einem tiefen E-b die tiefste Note aller seiner Studioaufnahmen singt (tiefer noch als die berühmte ‚bridge‘ in der Reprise-Aufnahme von „Ol’Man River“ 1963).

So, close your eyes, for that’s a lovely way to be....

© Bernhard Vogel für Sinatra – The Main Event

Also schließe Deine Augen,
denn das ist ein wunderbarer Zustand,
im Bewußtsein der Dinge,
die einzig Deinem Herzen
zu sehen bestimmt sind.
Die grundlegende Einsamkeit verschwindet,
wann immer zwei zusammen einen Traum träumen können.

Du kannst es nicht verneinen,
versuche nicht, das anschwellende Meer zu bekämpfen,
bekämpfe nicht den Mond,
oder die Sterne am Himmel,
und kämpfe nicht gegen mich.
Die grundlegende Einsamkeit verschwindet,
wann immer zwei zusammen einen Traum träumen können.

Als ich Dich zum ersten Mal sah,
war es halb drei Uhr.
Als Deine Augen die meinen trafen,
war es eine Ewigkeit.

Inzwischen wissen wir,
daß die Welle unterwegs ist und kommen wird,
laß Dich einfach von dieser Welle tragen,
hab keine Angst davor,
mich zu lieben.
Die grundlegende Einsamkeit verschwindet,
wann immer zwei zusammen einen Traum träumen können.

© Bernhard Vogel für Sinatra – The Main Event

REPRISE-Studioaufnahme vom 11.02.1969
aufgenommen in Hollywood, Western Recorders Studio
Arrangement: Eumir Deodato
Orchester geleitet von Morris Stoloff:
Milt Bernhart, Dick Nash, Dick Noel (Posaune); George Roberts (Baßposaune); John Cave, Vincent DeRosa, William Hinshaw, Richard Perissi (Horn); Buddy Collette, Paul Horn, Ronny Lang, Don Lodice, Ted Nash (Saxophon, Holzbläser); Israel Baker, Thelma Beach, Arnold Belnick, Harry Bluestone, Arthur Brown, Jacques Gasselin, Bernard Kundell, William Kurasch, Stanley Plummer, Lou Raderman, Sally Raderman, Joe Stepansky (Violine); Alvin Dinkin, Allan Harshman, Paul Robyn, Virginia Majewski (Bratsche); Margaret Aue, Paul Bergstrom, Jacqueline Lustgarten, Joseph Saxon (Cello); Bill Miller, Eumir Deodato (Klavier); Antonio Carlos Jobim (Gitarre); Ray Brown (Baß); Claudio Slon (Schlagzeug, Percussion).
Erstveröffentlichung-Album/LP/CD: Sinatra & Company (Reprise) (erstmals erschienen März 1971)
LP/CD: The Reprise Collection (6-LP/4-CD-set, Reprise) CD 3 (erschienen 20.11.1990)
CD: The Complete Reprise Studio Recordings (20-CD-Box, Reprise) CD 15 (erschienen November 1995)
CD: The Very Best Of Frank Sinatra (2-CD-set, Reprise) CD 2 (erschienen Juni 1997)
CD: 46013-2 The Complete Reprise Studio Recordings Disc 13
CD: 1033-2Sinatra & Company
CD: 9-26340-2The Reprise Collection
LP: FS1033Sinatra & Company

Main Event Infos (English version)

Antonio Carlos Jobim (1927-1994), the Brazilian music icon, needs little introduction. His Bossa Nova style gained recognition in North America in the early 1960s through the works of accomplished musicians like Charlie Byrd and Stan Getz, making his name familiar to jazz enthusiasts worldwide. This is particularly true for Sinatra fans, as Sinatra's collaboration with Jobim in 1967 resulted in one of his most musically acclaimed records, including the evergreen hit "The Girl From Ipanema", arranged by Claus Ogerman.

A few months post his sessions with Sinatra, in May and June 1967, Jobim recorded one of his most renowned albums, "Wave", in a New York studio. The album, composed entirely of Jobim's own works and arranged by Claus Ogerman, is now considered a significant milestone in Latin American jazz history. Released in 1968 on the CTI label, it achieved global success and underscored Jobim's preeminence in this genre with tracks like the title song, "Triste", and "Antigua". The album's cover, featuring a giraffe's silhouette on a beach against a reddish or greenish sky, set the tone for future releases and has become one of the most iconic LP covers ever.

After recording an album and a new single with contemporary material in the summer and autumn of 1968 with "Cycles", and then "My Way" at the end of December, Sinatra desired to explore another music genre. He planned to create a second Jobim album, following the success of their first collaboration in 1967. Over three evenings (February 11-13, 1969), he recorded ten songs in the studio with Jobim, including "Triste" and the title song, two pieces from the "Wave" album. The song "Wave" was recorded during the first of these three sessions at Western Recorders in Hollywood, with Jobim himself on guitar.

For the accompanying orchestra, Sinatra primarily relied on his trusted studio musicians and appointed Morris Stoloff (1897-1980) as the orchestra conductor. Sinatra had previously collaborated with Stoloff, a classically trained violinist, in the early 1940s on various film soundtrack recordings and a series of concerts at the Hollywood Bowl. In the early 1960s, Sinatra brought Stoloff, who had served as a musical director for the Columbia film studios for 25 years from 1936 and had won three Oscars for the best film soundtrack, to his new label, Reprise Records. Here, Stoloff conducted the large 4-LP set "Reprise Musical Repertory Theatre" (1963) produced by Sinatra. Their recordings with Jobim in February 1969 marked their final collaboration.

For the arrangements, Sinatra ventured into "new territory" by collaborating with the rising Brazilian musician, Eumir Deodato Almeida (*1942). Deodato, a native of Rio de Janeiro and of Italian descent (a great-nephew of the renowned Enrico Caruso), had been recording albums featuring Jobim songs since the early 1960s, including his debut "Inútil Paisagem" ("If You Never Come To Me"). His collaboration with Sinatra marked his final involvement with bossa nova. Since then, Deodato has achieved success in various other genres, notably winning a Grammy in 1974 for a funk arrangement of Richard Strauss' "Also Sprach Zarathustra". He has worked with successful pop groups such as Kool and The Gang and Earth, Wind And Fire since the 1970s, and more recently in the 1990s with artists like Björk.

Two weeks after recording the ten Jobim songs, Sinatra altered his plans and decided to release another "contemporary" album on Reprise, centered around his single "My Way," which had achieved moderate initial success on the charts. Consequently, the release of the Jobim album was delayed. It was only after Sinatra had recorded two more new albums for Reprise, "A Man Alone" (March 1969) and "Watertown" (summer & fall 1969), that the release of the second Jobim album was scheduled for January 1970 - but it was cancelled at the last minute.

Eventually, "Wave" was released in March 1971, along with six other new Jobim recordings, on the first side of the sampler album "Sinatra & Company". This marked Sinatra's final record release before his retirement. Sinatra has not revisited the song itself since the studio recording in February 1969.

However, "Wave" is one of the relatively few of his own recordings about which Sinatra, typically reserved in this regard, has spoken publicly. He considered "Wave" to be "technically one of the best studio recordings I have ever made". This likely referred to the engineering and overall production, rather than the fact that in this song (specifically in the line... "whenever two can dream a dream together") he sings the lowest note of all his studio recordings with a deep E-flat (even lower than the famous 'bridge' in the reprise recording of "Ol’Man River" in 1963).

So, close your eyes, for that’s a lovely way to be....

© Bernhard Vogel for Sinatra – The Main Event

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