Stirb Langsam - Frank Sinatra ist Joe Leland

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Stirb Langsam - Frank Sinatra ist Joe Leland

Der pensionierte Joe Leland vom New York Police Department besucht an Heiligabend das 40-stöckige Bürohaus der „Klaxon Oil Corporation in Los Angeles„, wo seine Tochter Stephanie Leland Gennaro arbeitet. Während im Bürogebäude noch eine Weihnachtsfeier stattfindet, stürmen die deutschen Terroristen „German Autumn„ den Wolkenkratzer.

Als „Deutscher Herbst" wird die Zeit und ihre politische Atmosphäre in der Bundesrepublik Deutschland im September und Oktober 1977 bezeichnet, die geprägt durch Anschläge der Roten Armee Fraktion (RAF) war. Die Entführung und Ermordung Hanns Martin Schleyers und die Entführung des Lufthansa-Flugzeugs Landshut fallen in diese Zeit.

Angeführt wird die Bande vom brutalen Anton "Little Tony the Red" Gruber. Leland schafft es zunächst unentdeckt in dem gigantischen Bürokomplex zu bleiben. Nur mit seiner Polizeipistole bewaffnet und unterstützt vom Polizeioffizier Al Powell versucht Leland die 74 Geiseln sowie seine Tochter und Enkelkinder zu retten. Leland tötet elf der Terroristen, aber am Ende gelingt es ihm nicht, seine Tochter zu retten, die mit Gruber in den Tod fällt, nachdem dieser von Leland erschossen wurde. Als Leland wieder auf der Straße ist, kehrt der letzte Terrorist „Karl", der für tot gehalten wurde, zurück und beginnt einen Amoklauf, bei dem der Polizeichef Dwayne Robinson getötet wird. Karl war Grubers rechte Hand. Kurz vor Beginn des Romans tötet Leland seinen jüngeren Bruder Hans und während des restlichen Romans will Karl nichts mehr als Lelands Tod. Es kommt zum Showdown zwischen Karl und Joe Leland. Als Karl sein Gewehr zieht, um Leland zu töten, wird er von Officer Powell erschossen.

Als Sinatra-Fan sollte man bereits beim ersten Satz dieses Artikels aufmerksam geworden sein, denn „Joe Leland" war Frank Sinatras Rolle in „The Detective/ Der Detektiv" aus dem Jahre 1968. Das Drehbuch von Abby Mann basiert auf dem Roman „Hartnäckig" von Roderick Thorp aus dem Jahre 1966. Das Buch war äußerst beliebt, blieb eine Zeitlang auf den Bestsellerlisten und machte Thorp einen Namen – auch der Film lief gut an der Kinokasse. Roderick Thorp entschied sich einen Fortsetzungsroman zu schreiben, damit es in einem Folgefilm mit Frank Sinatra als Joe Leland verfilmt werden könnte. 1979 war der Roman mit „Nothing Lasts Forever" fertig. Die Einleitung gibt einen groben Überblick des Romans wieder.

1988, knapp 10 Jahre nach Veröffentlichung des Buches, wurde das Filmprojekt in Angriff genommen und die Produzenten hofften darauf, dass Sinatra als Leland für die Fortsetzung zurückkehren würde. Es heißt auch, dass der Film technisch eine Fortsetzung war und man daher vertraglich verpflichtet gewesen sei, Frank Sinatra die Hauptrolle anzubieten. Sinatra - damals 73 Jahre alt - lehnte das Angebot aber ab.

Aber auch dem Nicht-Sinatra-Fan sollte die obige Buchbeschreibung bekannt vorkommen, denn der daraus resultierende Film wurde 1989 in vier Kategorien für den Oscar nominiert: bester Ton, bester Tonschnitt, bester Schnitt und beste visuelle Effekte. Das Skript wurde nun zu einem eigenständigen Film ohne Verbindung zu Thorp' Roman umgebaut und das Ausgangsmaterial nicht sehr genau verfolgt. Dennoch werden einige seiner denkwürdigen Szenen, Charaktere und Dialoge direkt aus dem Buch adaptiert. Nachdem Sinatra die Rolle ablehnte, wurde sie Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, Burt Reynolds, Harrison Ford, Mel Gibson und Richard Gere angeboten, bis schließlich Bruce Willis für die Rolle unterschrieb.

Zu den größten Veränderungen im Film, der nun in „Stirb Langsam / Die Hard" umbenannt wurde, gehörten, dass der ältere Held des Romans nun deutlich jünger wurde und sich sein Name von "Joe Leland" in "John McClane" änderte. Er kam nun in den Wolkenkratzer um seine Frau zu besuchen, von der er seit einem halben Jahr getrennt lebte. Aus der amerikanischen "Klaxon Oil Corporation" wurde die japanische "Nakatomi Corporation" und die "Terroristen" im Film sind professionelle Diebe, die nach 640 Millionen Dollar in handelbaren Inhaber-Anleihen im Gewölbe des Gebäudes suchen und sich nur als Terroristen ausgeben, um vom Raub abzulenken.

Der Roman zeigt anders als der Film auch Frauen unter den Terroristen. Der Gesamtton des Romans war viel dunkler, mit zugrunde liegenden Themen wie Schuld, Alkoholismus und der Komplexität eines gestörten menschlichen Geistes. Das Ende des Romans ist auch insofern anders, als es darauf hindeutet, dass die Wunden, die Joe erlitten hat, so schwer waren, dass er ihnen möglicherweise erliegen und sterben könnte. In ähnlicher Weise erklärte Willis 1988 in einem Interview mit dem Unterhaltungsreporter Bobbie Wygant von KXAS-TV, dass er McClane mit genügend Angst und Verletzlichkeit ausgespielt habe, um das Publikum glauben zu lassen, dass er möglicherweise aufgrund dessen, was in der Geschichte passiert ist, getötet werden könnte, da Joseph Leland möglicherweise an seinen Verletzungen in dem Buch gestorben sein könnte. Als wären dies nicht schon Änderungen genug, weicht auch die deutsche Synchronfassung vom amerikanischen Original ab. In der amerikanischen Originalversion handelt es sich bei den Verbrechern, die das Hochhaus in ihre Gewalt bringen, zum Großteil um ehemalige deutsche Mitglieder der fiktiven „Radical West-German Volksfrei Movement„. Ihre Verständigung erfolgt meist auf Englisch, teilweise aber auch in bruchstückhaftem Deutsch mit amerikanischem Akzent. In der deutschen Synchronversion werden sie in eine europäische Gruppe Krimineller umgedeutet; möglicherweise radikale Iren, da die meisten der Namen englisch sind. Aus Hans wird Jack, aus Karl wird Charlie usw.. Allerdings notiert sich McClane in einer Szene die Namen einiger Terroristen in Originalform auf den Unterarm, als (so das deutsche Skript) Spitznamen von bösen Märchenfiguren.

Jetzt könnte ich den Artikel schließen mit der Frage, wie wohl "Yippie Yah Yei Schweinebacke!" (engl. "yippie kay yay motherfucker") aus Sinatras Mund geklungen hätte und ich denke der eine oder andere fragt sich das gerade, doch möchte ich den Kreis schließen mit einer kleinen Anekdote. Denn es gibt tatsächlich einen direkten, weiteren Bezug zwischen Bruce Willis und Frank Sinatra. So feierte Bruce Willis ausgerechnet mit Sinatra sein Filmdebüt. In einer Komparsen-Rolle tauchte Willis 1980 zum ersten Mal in dem Krimi „Die erste Todsünde" auf. Für nur wenige Sekunden huscht Willis in einer Szene über das Bild, in der Edward Delaney (Frank Sinatra) ein Diner verlässt und Bruce Willis Figur dieses betritt.

© Andreas Kroniger für Sinatra - The Main Event, 2023 (Der Artikel erschien in der Voice 61 der Deutschen Sinatra Society)

Die Hard - Frank Sinatra is Joe Leland

On Christmas Eve, Joe Leland, a retired officer from the New York Police Department, pays a visit to the 40-story office building of the "Klaxon Oil Corporation" in Los Angeles, where his daughter Stephanie Leland Gennaro is employed. Amidst an ongoing Christmas party in the office building, the skyscraper is stormed by the German terrorists known as "German Autumn."

"German Autumn" refers to a period and its political climate in the Federal Republic of Germany during September and October 1977, characterized by attacks by the Red Army Faction (RAF). This period witnessed the kidnapping and murder of Hanns Martin Schleyer and the hijacking of the Lufthansa plane Landshut.

The gang is under the ruthless leadership of Anton "Little Tony the Red" Gruber. Initially, Leland manages to stay hidden within the vast office complex. Armed solely with his police pistol and backed by police officer Al Powell, Leland endeavors to rescue the 74 hostages, along with his daughter and grandchildren. Leland eliminates eleven of the terrorists, but tragically fails to save his daughter, who plummets to her death with Gruber after Leland shoots him. Upon Leland's return to the street, the last terrorist, "Karl," presumed dead, reappears and embarks on a killing spree that results in the death of police chief Dwayne Robinson. Karl was Gruber's right-hand man. Just before the novel begins, Leland kills Karl's younger brother Hans, and for the remainder of the novel, Karl's sole desire is Leland's demise. A showdown ensues between Karl and Joe Leland. As Karl draws his weapon to kill Leland, he is shot by Officer Powell.

As a Sinatra enthusiast, you might have already recognized the opening sentence of this article, as "Joe Leland" was the character portrayed by Frank Sinatra in the 1968 film "The Detective". The screenplay, penned by Abby Mann, was based on the 1966 novel "Persistent" by Roderick Thorp. The book enjoyed immense popularity, gracing the bestseller lists for some time and establishing Thorp's reputation - the film also performed well at the box office. Roderick Thorp decided to write a sequel with the intention of it being adapted into a follow-up film featuring Frank Sinatra reprising his role as Joe Leland. By 1979, the sequel, titled "Nothing Lasts Forever", was completed. The introduction provides a brief overview of the novel.

In 1988, nearly a decade after the book's publication, the film project was initiated, with the producers hoping that Sinatra would return as Leland for the sequel. It is also suggested that the film was technically a sequel and thus contractually obligated to offer Frank Sinatra the lead role. However, Sinatra - then 73 years old - declined the offer.

But even those who are not Sinatra fans should find the above book description familiar, as the resulting film was nominated in four Oscar categories in 1989: Best Sound, Best Sound Editing, Best Editing, and Best Visual Effects. The script was now adapted into a standalone film with no connection to Thorp's novel and did not adhere closely to the source material. Nevertheless, some of its memorable scenes, characters, and dialogue were directly adapted from the book. After Sinatra turned down the role, it was offered to Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, Burt Reynolds, Harrison Ford, Mel Gibson, and Richard Gere, until Bruce Willis finally accepted the role.

Among the most significant changes in the film, now renamed Die Hard, were that the older hero of the novel was now considerably younger and his name was changed from "Joe Leland" to "John McClane." He now came to the skyscraper to visit his wife, from whom he had been separated for six months. The American "Klaxon Oil Corporation" was transformed into the Japanese "Nakatomi Corporation," and the "terrorists" in the film are professional thieves seeking $640 million in negotiable bearer bonds in the building's vault, posing as terrorists to divert attention from the robbery.

Unlike the film, the novel also features women among the terrorists. The overall tone of the novel was much darker, with underlying themes of guilt, alcoholism, and the complexity of a disturbed human mind. The ending of the novel is also different in that it suggests that the wounds Joe suffered were so severe that he may succumb and die. Similarly, in a 1988 interview with entertainment reporter Bobbie Wygant of KXAS-TV, Willis explained that he played McClane with enough fear and vulnerability to make the audience believe that he might be killed because of what happened in the story, since Joseph Leland might have died from his injuries in the book. As if these changes weren't enough, the German dubbed version also differs from the American original. In the American original version, the criminals who take control of the skyscraper are mostly former German members of the fictional "Radical West-German Volksfrei Movement". They communicate mostly in English, but sometimes in fragmented German with an American accent. In the German dubbed version, they are reinterpreted as a European group of criminals; possibly radical Irish, since most of the names are English. Hans becomes Jack, Karl becomes Charlie, etc. However, in one scene McClane writes the names of some terrorists in their original form on his forearm, as (according to the German script) nicknames of evil fairy tale characters.

Now I could end the article by asking how "Yippie Yah Yei Schweinebacke!" (English "yippie kay yay motherfucker") would have sounded coming out of Sinatra's mouth, and I think one or two people are wondering that right now, but I would like to close the circle with a little anecdote. Because there is actually another direct connection between Bruce Willis and Frank Sinatra. Bruce Willis made his film debut with Sinatra of all people. Willis first appeared in an extra role in the 1980 crime thriller "The First Deadly Sin". Willis flies across the screen for just a few seconds in a scene in which Edward Delaney (Frank Sinatra) leaves a diner and Bruce Willis' character enters it.

© Andreas Kroniger for Sinatra - The Main Event, 2023 (The article appeared in Voice 61 of the Deutschen Sinatra Society)

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